Die Antikörper-Differenzierung dient der Bestimmung der Spezifität eines im Antikörpersuchtest nachgewiesenen irregulären Antikörpers. Sie wird ganz ähnlich dem Antikörpersuchtest durchgeführt. Auch hier wird das zu untersuchende Serum zu kommerziell erhältlichen Testerythrozyten der Blutgruppe 0 mit weitgehend bekannter Antigenstruktur gegeben. Allerdings werden in diesem Falle nicht 2 bzw. 3 Testerythrozyten, sondern 12 und mehr unterschiedliche Testerythrozyten eingesetzt. Man spricht von einem sog. „Test-Panel“.
Je nachdem, mit welchen Erythrozyten eine Agglutination auftritt, kann auf die Spezifität des Antikörpers geschlossen werden.
Antikörperdifferenzierung mit 12 Testerythrozyten
Positive Reaktionen finden sich bei folgenden Testerythrozyten:
1, 2, 3, 7
Negative Reaktionen finden sich bei folgenden Testerythrozyten:
4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12
Die folgende Abbildung zeigt die Antigenverteilung auf den eingesetzten Testerythrozyten:
* in dieser Vorlesung nicht dargestelltes Blutgruppensystem
Alle Testerythrozyten mit positiven Reaktionen weisen das Antigen Lea auf; alle Zellen mit negativen Reaktionen besitzen dieses Antigen nicht. Die Diagnose lautet anti-Lea.
Weist eine Patientin/ein Patient mehrere Antikörper in ihrem/seinem Serum auf, müssen oftmals sehr viele unterschiedliche Testzellen eingesetzt werden und die Differenzierung gleicht einem Puzzle-Spiel. Gelegentlich verfügen nur große Speziallaboratorien über genügend unterschiedliche Testzellen, um komplexe Antikörpergemische differenzieren zu können. Entsprechend groß ist auch der Zeit- und Personalaufwand, der für solche Differenzierungen benötigt wird. Dies führt gerade in Notfallsituationen mit dringender Transfusionsnotwendigkeit immer wieder einmal zu Problemen.
Wurde ein oder mehrere Antikörper diagnostiziert, ist der Patientin/dem Patienten ein entsprechender Notfallpass auszustellen, der Informationen zur Spezifität des/der diagnostizierten Antikörper/s enthält. Darüber hinaus sollte die Patientin/der Patient über die Bedeutung des Antikörpers, z. B. für zukünftige Transfusionen oder Schwangerschaften, aufgeklärt und darauf hingewiesen werden, den Notfallpass immer bei sich zu tragen.