Bei Personen, die kein Kell-Protein auf der zellulären Oberfläche besitzen, spricht man von einem sog. K0-Typ. Die Ursache liegt in einer Homozygotie des sog. K0-Gens.
Bei K0-Typen lassen sich keinerlei Blutgruppen aus dem Kell-System nachweisen. Es fehlen also K, k, Kpa, Kpb, Jsa, Jsb (und weitere, auf dem Kell-Protein lokalisierte, in dieser Vorlesung aber wegen geringerer klinischer Relevanz nicht beschriebene Blutgruppen). Das Xk-Protein ist jedoch in der Regel vorhanden.
Diese Sonderform des Kell-Blutgruppensystems ist glücklicherweise in Deutschland sehr selten. Etwas häufiger (aber immer noch selten) findet man sie in Schweden, Finnland, Japan und auf den LaRéunion-Inseln im Indischen Ozean.
Klinisch weisen Personen mit dieser Blutgruppenkonstellation keinerlei Krankheitszeichen auf.
Problematisch wird es allerdings dann, wenn sie eine Bluttransfusion benötigen. Häufig entwickeln solche Personen nach einer Transfusion Antikörper gegen eines oder mehrere der Antigene aus dem Kell-System. Sehr häufig ist die Entwicklung eines sog. Anti-Ku (früher: Anti-Peltz). Das Ku-Antigen ist eines der weiteren (in dieser Vorlesung nicht näher beschriebenen) Blutgruppenantigene auf dem Kell-Protein, das weltweit praktisch zu 100% exprimiert ist. Damit ist für diese Menschen nur noch Blut von K0-Personen kompatibel. Das erfordert – neben der Suche unter möglichen Geschwistern – in der Regel eine internationale Suche nach einer passenden Blutkonserve (zumal ja auch noch zwingend das AB0-System und – wenn möglich – das Rhesus-D-Antigen berücksichtigt werden sollte).