Die Entdeckung des Rh-Blutgruppensystems geht auf das Jahr 1940 zurück. Damals injizierten Karl Landsteiner (1868 – 1943) und Alexander Wiener (1907 – 1976) Blut von Rhesus-Affen in Kaninchen und Meerschweinchen. Sie wollten wissen, ob diese Tiere Antikörper gegen die Affen-Erythrozyten entwickeln können. Tatsächlich fanden sich einige Wochen nach der Injektion im Serum der Kaninchen und Meerschweinchen Antikörper, die mit den Erythrozyten der Rhesus-Affen reagierten. Erstaunlicherweise reagierten diese Antikörper aber auch mit menschlichen Erythrozyten; allerdings nicht mit allen, sondern nur mit denen von etwa 85% der getesteten Personen. In 15% fanden sich keine Reaktionen. Landsteiner und Wiener nannten nun diejenigen Menschen, mit deren Erythrozyten die Kaninchenseren reagierten „Rhesus-positiv“, die anderen „Rhesus-negativ“.

Einige Jahre zuvor hatte Phillip Levine (1900 – 1987) eine interessante Beobachtung gemacht. Nach einem Abort bei einer jungen Frau fand er in deren Serum Antikörper, die mit den Erythrozyten des Ehemannes reagierten. Gleichzeitig agglutinierte das Serum der Patientin die Erythrozyten von 80 von 104 AB0-identischen Personen. Bereits damals war die Vermutung geäußert worden, dass die Mutter durch ein Antigen auf den Erythrozyten des Kindes, das sie selbst nicht besaß, immunisiert worden sei. Dieses Antigen musste vom Vater des Kindes stammen.

Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Antikörper im Serum der Patientin und die Antikörper im Serum der immunisierten Kaninchen die gleiche Spezifität aufwiesen. Damit war das Rh-System entdeckt.

Beachte:
Im Volksmund wird das Rh-Blutgruppensystem nach wie vor als „Rhesus-System“ bezeichnet. Auch im ärztlichen Sprachgebrauch ist diese Bezeichnung immer noch etabliert. Die offizielle Bezeichnung der International Society of Blood Transfusion (ISBT) lautet jedoch nur „Rh-System“.