Belastungs-EKG

Eine 68jährige Patientin stellt sich wegen eines zunehmend häufiger auftretenden „Engegefühls“ retrosternal, das insbesondere beim Treppensteigen bzw. Radfahren aufträte, vor. Nach Beendigung der körperlichen Belastung würden das Engegefühl innerhalb einiger Minuten wieder verschwinden. Anamnestisch finden sich neben zwei unproblematischen Schwangerschaften vor 42 und 39 Jahren ein jahrzehntelanger Nicotinabusus sowie eine Cholezystektomie vor 15 Jahren wegen rezidivierender Cholezystitiden bei Gallensteinen.

Das Ruhe-EKG ist unauffällig. Im Belastungs-EKG finden sich deutliche Zeichen einer Koronar-Ischämie. Die daraufhin durchgeführte Koronarangiographie zeigt eine komplexe koronare 3-Gefäßerkrankung, die eine operative Koronarrevaskularisation (ACVB) erforderlich macht. Die Operation erfolgt komplikationslos. Während der Operation an der Herz-Lungen-Maschine werden 2 Erythrozytenkonzentrate transfundiert. Postoperativ erholt sich die Patientin rasch, Komplikationen treten nicht auf.

Am 8ten postoperativen Tag tritt bei der Patientin ohne erkennbaren Grund eine starke Epistaxis auf, die eine Nasentamponade durch die HNO-Ärzte erforderlich macht. Bei der weiteren klinischen Untersuchung fallen ausgeprägte Petechien im Gaumenbereich bei ansonsten unauffälligem Integument auf. Im Labor finden sich bei normaler INR und PTT eine Leukozytenzahl von 8000/µl, ein Hb-Wert von 11,8 g/dl sowie Thrombozyten von 6000/µl. Die Antithrombin-Konzentration liegt bei 68%. Bei der letzten Laborkontrolle, welche 2 Tage zurückliegt, betrugen die Leukozyten 8500/µl, der Hb-Wert 12,7 g/dl und die Thrombozyten 138 000/µl. Damals war die Antithrombin-Konzentration nicht bestimmt worden.

Woran denken Sie?

Hinweis: Diskussion und Auflösung des „Interessanten Falls“ erfolgen ausschließlich in der Präsenzvorlesung „Transfusionsmedizin“ (Vorlesungsverzeichnis Universitätsklinikum Würzburg, Studiengang Humanmedizin, Veranstaltung Nr. 03360500).