Patienten, welche ein sog. weak D (also ein schwaches D-Antigen) besitzen, sind durch eine verminderte Konzentration des D-Proteins in der erythrozytären Oberflächenmembran gekennzeichnet. Während „normale“ D-positive Individuen ca. 10 000 – 33 000 D-Antigene auf der erythroyztären Oberfläche besitzen, sind dies bei weak D-Individuen deutlich unter 10 000 (manchmal weniger als 100).

Ursache dieser verminderten Antigenexpression auf der erythrozytären Oberfläche sind genetisch bedingte Modifikationen der Aminosäuresequenz des D-Proteins. Allerdings befinden sich diese Modifikationen nicht im extrazellulären, sondern im intrazellulären oder intramembranalen Anteil des D-Proteins. Der extrazelluläre Anteil des D-Proteins ist qualitativ unverändert.

Die intrazelluläre bzw. intramembranale veränderte Aminosäuresequenz bewirkt, dass die Integration des D-Proteins in die Erythrozytenmembran behindert ist und dadurch deutlich weniger D-Proteine als normal in die Membran eingebaut werden können. Dementsprechend fällt bei der serologischen Blutgruppenbestimmung beim D-Nachweis eine sehr schwache Reaktion auf.

Solche intrazellulären bzw. intramembranelen Veränderung der Aminosäuresequenz werden durch unterschiedliche Genmodifikationen im RhD-Gen (RHD) hervorgerufen. Welche Modifikation im jeweiligen Fall vorliegt, kann nur gentechnologisch bestimmt werden. Die einzelnen genetischen Modifikationen werden als „Typ“ bezeichnet (z.B. weak D Typ 1, weak D Typ 2 usw.). In Mitteleuropa sind weak D Typ 1, Typ 2 und Typ 3 am häufigsten vertreten.

Weak D-Individuen gelten grundsätzlich als Rh-positiv, da sie ja ein extrazellulär unverändertes D-Protein (wenn auch in verminderter Konzentration) besitzen. Man geht heute davon aus, dass weak D-Individuen im Regelfall keine anti-D-Antikörper bilden können. Zumindest bei den häufigen weak D-Typ 1, -Typ 2 und -Typ 3 ist dies der Fall. Sie können daher mit Rh-positiven Erythrozyten- und/oder Thrombozytenkonzentraten transfundiert werden. Bei einigen anderen weak D-Typen wurde in seltenen Einzelfällen eine anti-D-Bildung beschrieben, wobei die Frage offen ist, ob es sich dabei tatsächlich um einen Alloantikörper oder nicht doch um einen klassischen Rh-Autoantikörper handeln könnte. In jedem Fall ist es sinnvoll, bei serologischem Verdacht auf ein weak D eine gentechnologische Analyse anzuschließen, um den genauen Typ herauszufinden. Liegt kein Typ 1, Typ 2 oder Typ 3 vor, sollten Rh-negative Erythrozyten- und/oder Thrombozytenkonzentrate transfundiert werden.

Wenn Erythrozyten mit der Eigenschaft weak D an Rh-negative Patienten transfundiert werden, kann man dagegen eine Antikörperbildung gegen das D-Protein auslösen.

Bei Patientinnen mit weak D-Typ 1, -Typ 2 und -Typ 3 ist keine Rh-Prophylaxe erforderlich, bei Patientinnen mit anderen weak D-Typen sollte gegebenenfalls eine Rh-Prophylaxe durchgeführt werden.