Bis heute sind insgesamt 36 Blutgruppensysteme bekannt, von denen das wichtigste System das AB0-System darstellt. Es wurde im Jahre 1900 durch Karl Landsteiner entdeckt, der im Jahre 1930 den Nobelpreis dafür erhielt. Landsteiner hatte die Zellen sowie die Seren von ihm selbst und 5 Mitarbeitern in unterschiedlichen Kombinationen zusammengegeben und dabei festgestellt, dass es bei bestimmten Konstellationen von Serum und Erythrozyten zu einer Verklumpung (Agglutination) der Erythrozyten kam. Bei anderen Konstellationen war dies nicht der Fall. Im Gegensatz zu vielen anderen großen Entdeckungen der Medizin wurde diese Erkenntnis über das AB0-System jedoch jahrelang von der Fachwelt nicht oder nur wenig beachtet. Es dauerte fast zwei Jahrzehnte, bevor man sich der Bedeutung dieser Erkenntnis wirklich bewusst wurde und sie weltweit Einfluss auf die Behandlung von Patienten nahm.
Die Antigene das AB0-Systems (A, B, AB, 0) befinden sich nicht nur auf der Oberfläche der Erythrozyten, sondern auch auf der zahlreicher anderer Körperzellen. Es mag überraschen – aber auf der Oberfläche des Nierengewebes befinden sich weit mehr AB0-Antigene als auf den Erythrozyten selbst. Ähnlich ist die Situation auch bei anderen Organen wie der Leber oder dem Herzen. Deshalb spielen die AB0-Antigene nicht nur bei der Bluttransfusion, sondern auch bei den meisten Organtransplantationen eine wesentliche Rolle.
Die AB0-Antigene modulieren die Aktivität zahlreicher anderer Proteine. So weiß man beispielsweise, dass im Serum von Patienten der Blutgruppe 0 der von-Willebrand-Faktor (ein wichtiger Gerinnungsfaktor) in deutlich geringerer Aktivität vorliegt als im Serum von Patienten der Blutgruppe A.