Unter Isoagglutinen versteht man Allo-Antikörper, welche gegen fremde, nicht auf der Oberfläche der eigenen Körperzellen vorhandenen Blutgruppenstrukturen gerichtet sind und obligat bei jedem erwachsenen Individuum vorkommen. Man bezeichnet sie deshalb auch als sog. „natürliche“ oder „reguläre“ Antikörper (nicht-natürliche, irreguläre Antikörper sind im Gegensatz dazu Antikörper, welche nicht bei allen erwachsenen Individuen zu beobachten sind). In der Regel handelt es sich eine Mischung von IgM, IgG und IgA, wobei der IgM-Anteil bei weitem überwiegt und in Gegenwart von Komplement heftige Hämolysen auslösen kann. Klassische Isoagglutinine sind die Antikörper anti-A und anti-B im AB0-System.
Menschen der Blutgruppe A weisen das Isoagglutinin Anti-B auf, Menschen der Blutgruppe B Anti-A. Personen der Blutgruppe 0 besitzen im Serum sowohl Anti-A als auch Anti-B, Personen der Blutgruppe AB weisen keine Isoagglutinine auf.
Cave: bei dem Antikörper Anti-A1 handelt es sich nicht um ein Isoagglutinin, sondern um einen irregulären Antikörper, da nicht alle Menschen der Blutgruppe A2 Anti-A1 aufweisen.
Entstehung
Isoagglutinine sind nicht von Geburt an vorhanden, sondern entstehen erst nach einigen Lebensmonaten. Dies liegt daran, dass sie nicht genetisch determiniert sind, sondern – wie alle anderen Antikörper auch – als Leistung des Immunsystems auf Kontakt mit fremden Antigenen gebildet werden.
Die Oligosaccharide des AB0-Systems sind kein Spezifikum menschlicher Erythrozyten, sondern finden sich weit in der Natur verbreitet. Insbesondere auf der Oberfläche von Bakterien (z.B. E. coli) lassen sich hohe Dichten von ABH-ähnlichen Oligosaccharide nachweisen. Erhält der menschliche Organismus Kontakt zu solchen Strukturen (z.B. während der bakteriellen Besiedelung des Dickdarms in den ersten Lebensmonaten), so bildet er Antikörper gegen die ihm fremden A- und B-Oligosaccharide. Der Titer der Isoagglutinine steigt im menschlichen Serum in den ersten Lebensjahren kontinuierlich an, um dann – insbesondere im höheren Lebensalter – wieder langsam abzufallen.
Das Fehlen dieser natürlichen Antikörper (die bei jeder Blutgruppenbestimmung nachgewiesen werden müssen) während der ersten Lebensmonate ist neben der abgeschwächten Antigenstruktur ein wesentlicher Grund, warum in diesem Lebensalter die Blutgruppenbestimmung immer mit einer Unsicherheit verbunden ist.