Das menschliche Immunsystem ist über eine Aktivierung der B-Lymphozyten in der Lage, Antikörper gegen körperfremde Proteine zu bilden. Solche Antikörper können natürlich auch gegen körperfremde HLA-Polypeptide gebildet werden. Dies ist vor allem nach Schwangerschaften und Bluttransfusionen der Fall.

Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft oder der Geburt treten geringe Mengen kindlichen Blutes in den mütterlichen Kreislauf über. Da kindliche Blutzellen grundsätzlich einen HLA-Haplotyp des Vaters aufweisen, bedeutet dies einen Kontakt des mütterlichen Immunsystems mit fremden (väterlichen) HLA-Antigenen. Die Folge kann eine Produktion spezifischer Antikörper gegen diese Antigene sein. Dementsprechend findet man bei vielen Frauen nach Schwangerschaft Antikörper gegen väterliche HLA-Antigene im zirkulierenden Blut. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Frauen mehrfach schwanger waren. Allerdings fallen diese Antikörper im Laufe der Zeit häufig unter die Nachweisgrenze ab und sind dann nicht mehr diagnostisch nachweisbar. Sie können allerdings jederzeit bei erneutem Antigenkontakt geboostert werden.

Transfusionen

Eine weitere Möglichkeit, HLA-Antikörper zu entwickeln, ist die Transfusion von allogenen Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentraten. Da in der Regel die Blutspenderin/der Blutspender eine andere HLA-Konstellation aufweist als die Patientin/der Patient, bedeutet jeder Kontakt des Patientenimmunsystems mit den Zellen einer Blutspenderin/eines Blutspenders Kontakt mit fremden HLA-Antigenen. Ganz besonders immunogen wirken die in den Blutkomponenten kontaminierend vorhandenen Lymphozyten und Monozyten, da diese nicht nur Klasse I, sondern auch Klasse-II-Antigene tragen. Am häufigsten findet man HLA-Antikörper bei polytransfundierten Patientinnen und Patienten aus dem hämatologisch-onkologischen Bereich; allerdings ist bei dieser Patientengruppe die Prävalenz von HLA-Antikörper seit Einführung der generellen Leukozytendepletion in Deutschland deutlich rückläufig.

Man geht heute davon aus, dass 5 x 106 Leukozyten ausreichend sind, um eine Antikörperbildung gegen HLA-Antigene auszulösen. Dies entspricht einer Menge von ca. 1000 µl Vollblut. Es reicht also theoretisch 1 ml Fremdblut aus, um eine HLA-Sensibilisierung auszulösen. Dies ist auch der Grund dafür, warum Erythrozytenkonzentrate und Thrombozytenkonzentrate heute im Rahmen der Herstellung leukozytendepletiert werden müssen.