Akute Anämie
(z. B. akuter Blutverlust)
Als Trigger für eine zeitnahe Transfusion gilt bei organgesunden, belastbaren Patienten ein Hämatokrit von ca. 20% (entsprechend einem Hb-Wert von ca. 7,0 g/dl).
Bei kardiovasulär vorgeschädigten oder anderweitig schwer kranken Patienten (z. B. Sepsis, Mulitorganversagen) bzw. Hinweis auf eine Hypoxie (z. B. Tachykardie) sollte man früher transfundieren. Hier kann ein Hämatokrit von ca. 25% bzw. ein Hb-Wert von ca. 8,00 – 10,0 g/dl als Transfusions-Trigger gelten. Dies gilt auch für den hämorrhagischen Schock, bei dem man versuchen sollte, die Patienten auf einem Hb-Wert von ca. 10 g/dl zu halten.
Unter einen Hämatokrit von ca. 20% (entsprechend einem Hb-Wert von ca. 5,0 – 6,0 g/dl) sollte man in der Regel keinen Patienten abfallen lassen; über einem Hämatokrit von 30% (entsprechend einem Hb-Wert von ca. 10,0 g/dl) ist der Nutzen einer Transfusion in der Regel nicht mehr belegbar. Eine Transfusion ist nur in begründeten Ausnahmefällen indiziert.
Es gilt jedoch gerade beim akuten Blutverlust zu beachten, dass man niemals den Hb-Wert alleine, sondern immer auch die Geschwindigkeit des Hb-Abfalls, die Dynamik der klinischen Situation und die aktuelle Symptomatik des/der PatientInnen berücksichtigen sollte.
Chronische Anämien
Bei chronischen Anämien sind die Patienten häufig klinisch gut an einen niedrigen Hb-Wert adaptiert. Deshalb sollte man sich hier ganz besonders an klinischen Symptomen und weniger an Laborwerten orientieren.
Als grundsätzlichen Transfusions-Trigger kann man jedoch auch hier entweder einen Hb-Wert um 7,0 g/dl entsprechend einem HK von ca. 20% oder das Auftreten klinischer Symptome (z.B. Tachykardie, Dyspnoe) werten.
Grundsätzlich gilt:
Bei allen Entscheidungen zur Transfusion ist die Beurteilung des klinischen Zustandes des Patienten mindestens genauso wichtig wie der Hb- oder HK-Wert. Es darf nie allein nach einem Laborwert entschieden werden, sondern es muß immer die Gesamtsituation des Patienten mit berücksichtigt werden.