Man unterscheidet zwei Indikationsgruppen:
- die therapeutische Indikation: diese liegt dann vor, wenn ein/e thrombozytopenische/r Patient/in blutet und die Transfusion die Blutung stoppen soll
- die prophylaktische Indikation: diese liegt dann vor, wenn ein/e thrombozytopenische/r Patient/in (noch) nicht blutet und die Transfusion einer Blutung vorbeugen soll
a) Die therapeutische Indikation
Die Indikation zur therapeutischen Transfusion richtet sich nach Stärke und Ausmaß der Blutung. Gemäß einer Einteilung der World Health Organization (WHO) unterscheidet man 4 Blutungsgrade:
Grad 0 | Keine Blutung |
Grad 1 | Petechien, kleine Hämatome, Schleimhautblutungen, milde Epistaxis u.ä. |
Grad 2 | Geringer Blutverlust (klinisch relevant, aber ohne EK-Transfusionsbedarf) |
Grad 3 | Großer Blutverlust (EK-transfusionsbedürftig) |
Grad 4 | Kreislauf-relevanter oder Organ-bedrohender Blutverlust, cerebrale Blutung, retinale Blutung mit Visusminderung |
Bei Blutungen WHO-Grad 1 und 2 besteht in der Regel keine Indikation für eine therapeutische Thrombozytentransfusion. Ausnahmen stellen cerebrale Blutungen, retinale und andere vergleichbare Blutungen dar, bei denen bereits geringe Blutungsvolumina großen Schaden anrichten können.
Bei Blutungen WHO-Grad 3 und 4 sollten bei einer Thrombozytopenie unter 100 000 Thrombozyten/µl immer Thrombozyten substituiert werden, unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache der Blutung.
Bei den meisten operativen Eingriffen ist eine Thrombozytenkonzentration von 50 000/µl durchaus ausreichend (bei normaler Thrombozytenfunktion). Bei neurochirurgischen Eingriffen oder Eingriffen mit sehr hohem Blutungsrisiko ist es empfehlenswert, ca. 70 000 – 100 000/µl anzustreben.
b) Die prophylaktische Indikation
Bei der prophylaktischen Transfusion ist die Situation wesentlich komplexer. Hier gilt es, die Ursache der Thrombozytopenie mit in die Überlegungen einzubeziehen, z. B.:
Chronische Leberinsuffizienz | keine prophylaktische Transfusion |
Thrombozytenfunktionsstörungen (z.B. M. Glanzmann) | keine prophylaktische Transfusion |
Erhöhter Thrombozytenumsatz (z.B. ITP) | keine prophylaktische Transfusion |
Intermittierende Bildungsstörung (z.B. Chemotherapie) | Transfusion bei < 10 000/µl |
Bei Neugeborenen ist die Situation etwas anders. Hier sollte wegen der noch ungenügend ausgebildeten plasmatischen Gerinnung auch ohne Blutungszeichen grundsätzlich eine Thrombozytenzahl von ca. 25 000/µl aufrecht erhalten werden.
Grundsätzlich gilt:
Etwa 1-2 Stunden nach einer Transfusion (spätestens am nächsten Morgen) müssen die Thrombozytenzahlen im peripheren Blut der Patientin/des Patienten kontrolliert werden. Nur so kann man den Erfolg der Thrombozytentransfusion objektiv überprüfen und eine Refraktärität erkennen.