Bei einem 73-jährigen Patienten bestehen seit einigen Monaten unklare, intermittierend auftretende Rückenschmerzen. Seit einigen Wochen sind zuzüglich häufige Übelkeit, Appetitverlust und ein drückendes Gefühl im Oberbauch hinzugekommen. Im Labor findet sich eine deutliche Erhöhung des Nüchtern-Blutzuckerwertes sowie eine geringgradige Erhöhung der Lipase und des Bilirubins. Sonographisch sowie im Computertomogramm des Abdomens ergibt sich der dringende Verdacht auf ein Pankreaskopfkarzinom. Der CA 19-9-Wert ist leicht erhöht, eine Staging-Untersuchung ergibt keine Hinweise auf eine eventuelle Metastasierung. Entsprechend dieser Befunde ist eine Laparatomie zur histologischen Abklärung und eventuellen Resektion geplant. Daher wurde dem Patienten am präoperativen Tag Blut für eine Blutgruppenbestimmung und für Kreuzproben entnommen und zur Operation von der zuständigen Blutbank 4 Erythrozytenkonzentrate angefordert.

Während der Operation kommt es zu einem Blutverlust von ca. 500 ml. Die zuständige Anästhesistin stellt die Indikation zur Transfusion und lässt die bereitgestellten Erythrozytenkonzentrate aus der Blutbank des Krankenhauses in den Operationssaal bringen. Sie bittet die zuständige Mitarbeiterin des Pflegedienstes zu überprüfen, ob es auch die „richtigen“ Konserven seien und zwei dieser Konserven „schon einmal anzuhängen, aber noch nicht laufen zu lassen“. Die Mitarbeiterin des Pflegedienstes „sticht“ die erste Konserve mit einem Transfusionssystem an, füllt das System und verbindet es über einen 3-Wege-Hahn mit dem liegenden Venenzugang des Patienten. Die Anästhesistin führt anschließend den Bedside-Test durch indem sie Blut aus dem 3-Wege-Hahn entnimmt und die daraus bestimmten AB-Antigene mit der Aufschrift auf dem Erythrozytenkonzentrat vergleicht. Beides ergibt übereinstimmend A. Daraufhin öffnet die Anästhesistin die Rollenklemme des Transfusionssystems und das Erythrozytenkonzentrat wird innerhalb von 15 Minuten vollständig und ohne beobachtbare Nebenwirkungen transfundiert.

Kurz danach fällt eine chirurgisch nicht erklärbare, diffuse Blutungsneigung im Operationsgebiet auf. Parallel dazu wird die Patientin tachykard mit auftretendem Rhythmusstörungen und einem Blutdruck-Abfall, der eine Intervention mit Katecholaminen erforderlich macht. Die Operation wird so rasch wie möglich zu Ende geführt und die Patientin anschließend auf die Intensivstation verlegt. Dort entwickelt sich ein progredientes Nierenversagen, das eine Hämofiltration erforderlich macht. Laborchemisch fällt eine ausgeprägte Hämolyse sowie eine deutliche disseminierte intravasale Gerinnungsstörung (DIC) auf.

Was könnte passiert sein?

Hinweis: Diskussion und Auflösung des „Interessanten Falls“ erfolgen ausschließlich in der Präsenzvorlesung „Transfusionsmedizin“ (Vorlesungsverzeichnis Universitätsklinikum Würzburg, Studiengang Humanmedizin, Veranstaltung Nr. 03360500).