Thrombozytenkonzentrat

Bei Ihnen stellt sich eine 33-jährige Patientin vor, die anamnestisch berichtet, vor 15 Jahren an einem Morbus Hodgkin erkrankt gewesen zu sein. Damals wäre eine Chemotherapie durchgeführt worden, welche die Patientin gut vertragen hätte und die auch „angeschlagen“ habe. Nach mehreren Monaten Therapie sei die Patientin als geheilt entlassen worden; zu Nachsorge sei sie dann aber nicht mehr gegangen, da sie selbst keine Beschwerden gehabt und sich gesund gefühlt habe. Inzwischen habe sie geheiratet und sei Mutter von zwei gesunden Kindern.

Nun sei jedoch seit mehreren Wochen eine Schwellung der Lymphknoten im Halsbereich auf der rechten Seite aufgefallen. Gleichzeitig fühle sich die Patientin zunehmend müde, schlapp und wenig leistungsfähig. Sie berichtet über häufige Schwitzanfälle, die vor allem nachts aufträten und sie mehrfach pro Nacht zwängen, ihren Schlafanzug zu wechseln. Die Patientin hat innerhalb der letzten 4 Wochen 4 kg an Gewicht verloren, was sie selbst auf eine neu begonnene Kohlenhydrat-arme Diät zurückführt. Im Röntgen-Thorax sowie im CT-Thorax zeigen sich vergrößerte mediastinale Lymphknoten, ebenso im Oberbauchsonogramm und im CT-Abdomen paraaortal. Blutbild, Leberwerte und die Gerinnungswerte INR und PTT sind normal, die LDH ist auf das 4-fache des Normwertes erhöht.

Ein Halslymphknoten wird operativ entfernt und histologisch untersucht. Es ergibt sich die Diagnose eines Rezidivs des Morbus Hodgkin (histologischer Typ nicht sicher einzuordnen). Die Patientin wird einer Chemotherapie zugeführt und erhält in regelmäßigen Zyklen Zytostatika. Bereits nach dem zweiten Zyklus fallen die Thrombozytenwerte im peripheren Blut der Patientin auf 4000/µl ab, so dass eine Thrombozytentransfusion indiziert ist. Die Patientin erhält ein Thrombozytapheresekonzentrat, das komplikationslos vertragen wird. Die Kontrolle der Thrombozytenzahlen eine Stunde nach der Transfusion ergibt einen Wert von 8000/µl; am nächsten Morgen liegt der Wert bei 3000/µl. Auch mehrere weitere Thrombozytentransfusionen bringen nicht den gewünschten Thrombozytenanstieg im peripheren Blut der Patientin. Klinische Ursachen für das Ausbleiben eines Thrombozytenanstiegs nach der Transfusion (z.B. Splenomegalie, Fieber, disseminierte intravasale Gerinnung, Gabe von Amphotericin B) liegen nicht vor.

Woran denken Sie?

Wie gehen Sie weiter vor?

Hinweis:
Diskussion und Auflösung des „Interessanten Falls“ erfolgen ausschließlich in der Präsenzvorlesung „Transfusionsmedizin“
(Vorlesungsverzeichnis Universitätsklinikum Würzburg, Studiengang Humanmedizin, Veranstaltung Nr. 03360500).