Thrombozyten besitzen auf ihrer Oberfläche die verschiedensten Glykoproteine, die meist eine wichtige Rolle beim Ablauf der Hämostase spielen. So stellt beispielsweise der Glykoproteinkomplex IIb/IIIa den Fibrinogenrezeptor der Thrombozyten dar. Der Glykoproteinkomplex Ib/V/IX fungiert als Rezeptor für das von-Willebrand-Molekül und spielt eine wichtige Rolle bei der Adhäsion der Thrombozyten. Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe weitere, für die hämostatische Funktion wichtige Gykoprotein-Komplexe.

HP-Antigene (HPA) stellen molekulare Varianten dieser Glykoproteine auf der thrombozytären Oberfläche dar. Meist handelt es sich (vergleichbar dem Rhesus-Antigenen C, c und E, e) um genetisch determinierte Polymorphismen im Bereich einer Aminosäure des jeweiligen Glykoproteins.

GP: Glycoprolein

Schematische Darstellung der wichtigsten HP-Antigene der Thrombozytenmembran

Man unterscheidet heute mehr als 30 HP-Antigene, von denen die meisten auf dem Glykoproteinkomplex GP IIb/IIIa lokalisiert sind. Etliche dieser Antigen sind als biallele Antigene nachgewiesen (z.B. HPA-1a/b, HPA-2a/b, HPA-3a/b, HPA-4a/b, HPA-5a/b, HPA-15a/b), wobei das häufigere Allel jeweils als a, das seltenere Allel jeweils als b bezeichnet wird. Bei anderen Antigenen ist bisher nur jeweils ein Allel entdeckt, das korrespondierende Allel konnte (noch) nicht nachgewiesen werden. Diese Antigene sind mit dem Surfix „W“ (Workshop) gekennzeichnet (z.B. HPA-17bw, HPA-26bw).

Die Vererbung der jeweiligen Allele erfolgt in der Regel autosomal kodominant.

Klinisch bedeutsam sind vor allem folgende 5 HPA-Systeme:

AntigenGlykoprotein (GP)Aminosäure (Position)Klinische Bedeutung*
HPA 1a

HPA 1b
GP IIIa

GP IIIa
Leucin (33)

Prolin (33)

NAIT, PTP, TZ-Ref.
HPA 2a

HPA 2b
GP Ib

GP Ib
Threonin (145)

Methionin (145)

NAIT, PTP, TZ-Ref.
HPA 3a

HPA 3b
GP IIb

GP IIb
Isoleucin (843)

Serin (843)

NAIT, PTP, TZ-Ref.
HPA 4a

HPA 4b
GP IIIa

GP IIIa
Arginin (143)

Glycin (143)

NAIT, PTP, TZ-Ref.
HPA 5a

HPA 5b
GP Ia

GP Ia
Glutamin (505)

Lysin (505)

NAIT, PTP, TZ-Ref.

*NAIT: Neonatale Alloimmunthrombozytopenie
*PTP: Posttransfusionelle Purpura
*TZ-Ref.: Thrombozyten-Refraktorität

Die wichtigste Rolle in der täglichen Praxis spielen Antikörper gegen die Plättchenantigene HPA 1a und HPA 5b, da diese am häufigsten für die Neonatale Alloimmunthrombozytopenie sowie die Posttransfusionelle Purpura verantwortlich zeichnen.

Der Nachweis der Plättchenantigene auf der Oberfläche von Thrombozyten eines Patienten erfolgt heute vorwiegend molekulargenetisch mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR).