Grundsätzlich funktionieren die meisten immunhämatologischen Untersuchungsmethoden nach dem Testprinzip der „Agglutination“.

Trifft ein Antigen auf der erythrozytären Oberfläche mit dem korrespondierenden Antikörper zusammen, so entsteht eine Antigen-Antikörper-Reaktion, welche in einer Verknüpfung und einem „Zusammenballen“ (Agglutination) der Erythrozyten resultiert. Es entstehen „Erythrozyten-Klumpen“ (Agglutinate), deren Durchmesser erheblich größer ist als derjenige eines einzelnen Erythrozyten.

Diese Agglutinate können nun auf verschiedene Weise sichtbar gemacht werden. Zwei dieser Methoden sollen im Folgenden dargestellt werden:

a) Röhrchen-Agglutinations-Methode

Erythrozyten und Antikörper bzw. zu testendes Serum/Plasma werden in ein durchsichtiges Reagenzgläschen gegeben. Befindet sich im Serum/Plasma ein Antikörper, der mit einem Blutgruppenantigen auf der Oberfläche der Erythrozyten reagiert, kommt es zur Agglutination. Diese wird durch eine anschließende Zentrifugation verstärkt, da hierdurch die Erythrozyten in dichteren Kontakt untereinander kommen. Nach dem vorsichtigen Aufschütteln des entstandenen Erythrozyten-Pellets kann man visuell die Agglutinate beurteilen.

Agglutinate im Röhrchen

Diese Methode wird seit vielen Jahrzehnten in der Blutgruppenserologie angewandt und hat auch heute noch ihren grundsätzlichen Stellenwert im Spektrum der immunhämatologischen Techniken. Da die Qualität der Ergebnisse jedoch sehr von der jeweiligen Erfahrung derjenigen Person abhängt, die die Untersuchung durchführt, wird diese Technik heute immer mehr von moderneren, besser standardisierbaren Methoden der Visualisierung verdrängt.

b) Säulen-Agglutinations-Methode

Diese Methode wurde in den 80iger Jahren von Y. Lapierre (Lyon, Frankreich) et al. entwickelt  und basiert auf der Visualisierung von Agglutinaten in „Säulen“, welche mit speziellen Gel-Kügelchen (Dextran-Acrylamid) gefüllt sind.

In einer Reaktionskammer im oberen Teil der Säule werden Erythrozyten und Antikörper bzw. zu testendes Serum/Plasma zusammen gegeben. Nach einer definierten Inkubationszeit, in der es bei entsprechender Antigen-Antikörper-Konstellation zu einer Agglutinat-Bildung kommt, wird die gesamte Säule in einer Spezialzentrifuge zentrifugiert. Sind keine Agglutinate vorhanden, so werden die Einzel-Erythrozyten aufgrund ihres kleinen Durchmessers leicht durch das Gel gepresst. Am Ende der Zentrifugation imponiert ein roter „Knopf“ am Boden der Säule (negatives Ergebnis).

Sind dagegen Agglutinate gebildet worden (d.h. hat eine Antigen-Antikörper-Reaktion stattgefunden), so können diese aufgrund ihres größeren Durchmessers nicht durch das Gel gepresst werden und imponieren als roter Ring oben auf der Gelmasse (positives Ergebnis).

Finden sich nach Zentrifugation rote Bezirke innerhalb der Gelmasse, so ist dies ein Zeichen dafür, dass kleinere Agglutinate gebildet wurden. Dies entspricht einer schwächeren Antigen-Antikörper-Reaktion.

Säulen-Agglutinations-Test
(Säule 1-3 positiv, Säule 4-6 negativ)

Die Beurteilung der Säulen erfolgt visuell durch den Untersucher oder automatisiert durch entsprechende Geräte.

Neben der Röhrchen- und der Säulen-Agglutinationsmethode gibt es noch weitere Methoden der Visualisierung (z. B. Festphasentechniken), auf die jedoch in dieser Vorlesung nicht weiter eingegangen werden soll.